Folgeschwangerschaft
Die meisten Frauen, deren Kind im Säuglingsalter gestorben ist, besitzen einen ungebrochenen Kinderwunsch. Bei einigen ist er durch den Plötzlichen Säuglingstod sogar noch größer geworden. Oft ist für Eltern der einzige Grund, der sie von der raschen Planung einer erneuten Schwangerschaft abhält, die Angst, ein weiteres Baby auf die gleiche Art und Weise zu verlieren.
Ärzte können zwar die Wahrscheinlichkeit der Wiederholung in Zahlen benennen, aufgrund der ungeklärten Todesart aber nicht gänzlich ausschließen. Dieses Risiko und die Angst, das Baby evtl. aufgrund einer anderen Ursache zu verlieren, führt oftmals zu einer Schutzreaktion. Erlittenes Leid soll vermieden werden.
Doch ohne das Wagnis einer erneuten Schwangerschaft besteht keine Chance auf ein weiteres (lebendes) Kind. Frauen fühlen sich hier oftmals in einem Wechselbad der Gefühle. Auf der einen Seite ist die große Sehnsucht nach einem Baby. Auf der anderen Seite steht einem die Angst vor dem erneuten Tod dieses Kindes drohend vor Augen. Von Sehnsucht und Angst hin und her gerissen, können sich die Frauen, oft nicht bewußt entscheiden.
Für die behandelnden Ärzte ist es schwierig angemessen auf die Bedenken und Sorgen der Eltern einzugehen. Wichtig ist es, sensibel mit dem Thema "Plötzlicher Säuglingstod" umzugehen und Verständnis zu haben, für die nicht unbelastete erste Zeit mit dem Folgekind.
Jutta Helmerichs und Klaus-Steffen Saternus vom Institut für Rechtsmedizin der Georg-August Universität Göttingen haben die Ergebnisse einer Langzeitstudie "Psychosoziale Betreuung einer erneuten Schwangerschaft nach Plötzlichem Säuglingstod (SID)" in einer Arbeit zusammengetragen.